Ute war in Wittenberg und ist auf den Segens-Roboter getroffen. Und sie erzählte, dass diese persönliche Begegnung sie etwas mit ihm versöhnt hat.
Genau genommen war nicht der Roboter die Ursache, sondern die ehrenamtliche Mitarbeiterin, die sie dort sensibel und freundlich angesprochen hat. Sie erklärte Hintergrund und Möglichkeiten der Installation und deren Grenzen. Das Angebot, den Roboter in den Segen einzubeziehen, war völlig offen.
Eine solche Begegnung mit Ehrenamtlichen kann auch eine andere Wirkung haben, wie Heidrun berichtete. Und bei mir bleibt ein Unbehagen. Um dem auf die Spur zu kommen, las ich den Flyer.
Fabian Vogt schreibt: „Entscheidend ist aber: Der Segen hat seinen Ursprung allein in Gott. Der Segen ist nicht von Menschen abhängig, weder von ihrer geistlichen Qualifikation noch von ihrer Integrität und auch nicht von der Intensität ihrer Zuwendung oder anderem: Gott segnet!“
Das entlastet natürlich: Ich bin nicht verantwortlich für das Wohlergehen des Anderen. Gott ist es. Ich bin nur das Medium für einen Segen, der auch auf Papier, durch Engel oder auch durchs Radio vermittelt werden kann. Das sagte auch der EKD-Bischof Heinrich Bedford-Strohm, der dem Roboter gerade einen Besuch abstattete: „Wichtig ist das Wort. Und das Segenswort kann dann auch mal ein Computer sprechen.“
Entschuldigung, Herr Bischof, ich glaube es nicht.
Das Wort und der Segen werden so abstrahiert. Ich glaube, dass es diesen abstrakten Segen gar nicht gibt. Es gibt ihn nur personal, in der persönlichen Begegnung. Ich kann mir einen Segensengel kaufen. Aber es ist etwas völlig anderes, wenn ich ihn geschenkt bekomme. Im Gottesdienst ist mir der Segen am Ende wichtig. Und ich achte darauf, ob die Hände und die Haltung des oder der Geistlichen ausdrücken, was die Worte sagen. Durch ein schludrig ausgeführtes Kreuzzeichen fühle ich mich betrogen.
Wenn ich den Segen abstrahiere, dann entwerte ich ihn zum Gegenstand. Natürlich gibt es schöne und schräge Segensworte, passende und deplatzierte. Ein Segen, der uns schon viele Jahre begleitet, den wir zugesprochen haben und der uns zugesprochen wurde und Kraft gegeben hat, stammt aus Irland:
Möge dein Weg dir freundlich entgegenkommen,
Wind dir den Rücken stärken, Sonnenschein
deinem Gesicht viel Glanz und Wärme verleihen.
Der Regen möge deine Felder tränken,
und bis wir beide, du und ich, uns wiedersehen,
halte Gott schützend dich in seiner hohlen Hand.
Übrigens nur „richtig“ auch mit diesen Formulierungen. Alles ist wichtig, das Wie, Was, Wo, Warum, Wer. Ein Segen kann nicht sorgfältig genug gesprochen werden.
Sorgfältig, aber nicht perfekt. Denn ich kann ihn auch nicht „machen“. Seine Kraft wächst wie von selbst, und meistens in den Unvollkommenheiten. There is a crack in everything. That’s where the light gets in“ (Cohen). So kann auch eine Krankheit zum Segen zu werden, ohne ein Segen zu sein.
Das Beitragsbild kommt von Pixabay, Bischof Bedford-Strohm und der Segensroboter wurden von (c) Ute Thiesen fotografiert.
Diese Segenswünsche aus Irland kenne ich auch schon lange uind selbst, so sie mittlerweile populistisch und gewinnträchtig genutzt werden, sie bleiben einfach klar, schön und wahr – weil sehr konkret.
Wenn sie dann noch musikalisch untermalt werden, z.B. vierstimmig im Chorsatz kann es besonders empfindsam werden.
Schön, dass Ute ihre Erfahrungen vor Ort machen durfte. Und diese auch differenziert geschildert hat. Dieser ganze Vorgang mit dem Roboter samt den begleitenden Worten unser „Kirchenvorsteher“ stimmt mich nach wie vor bedenklich. Für mich bleibt das Commerce oder ein Anbiedern an einen vermuteten Zeitgeist, der es hier nicht trifft.
Es beschämt mich nach wie vor, ich finde es weder witzig noch provokativ. Mit beiden letzteren könnte ich gut leben.Ich verharre so bei meinen schon gefällten Worten: „Ein modernes Ablassgeschäft?“
Segen ist für mich anderes und auch ein Luther, be-und verschränkt in seiner Zeit sah das progressiver. Für mich bleibt dies sehr enttäuschend!
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