Lichtblick der Woche

 

Wir haben zwar kein Torffeuer entzündet. Doch nachdem wir einen Strandspaziergang bei starkem Wind mit Sturmböen gemacht und den Kamin entzündet haben, können wir sehr gut nachvollziehen, wie sich der Fremde gefühlt haben mag, wenn er eingeladen wird, sich daran zu wärmen. Mögen alle Fremden und solchen, denen es außen oder innen kalt ist, ein solches Feuer finden.

Segen sei mit dir, der Segen strahlenden Lichtes,kaminfeuer
Licht um dich her und innen in deinem Herzen.
Sonnenschein leuchte dir und erwärme dein Herz,
bis es zu glühen beginnt wie ein großes Torffeuer –
und der Fremde tritt näher,
um sich daran zu wärmen.

Aus deinen Augen strahle gesegnetes Licht,
wie zwei Kerzen in den Fenstern eines Hauses,
die den Wanderer locken,
Schutz zu suchen dort drinnen
vor der stürmischen Nacht.

Wen du auch triffst,
wenn du über die Straße gehst –
ein freundlicher Blick von dir
möge ihn treffen.

Und der gesegnete Regen,
der köstliche, sanfte Regen
ströme auf dich herab.
Die kleinen Blumen mögen zu blühen beginnen
und ihren köstlichen Duft ausbreiten,
wo immer du gehst.

Der Segen der Erde,
der guten, der reichen Erde
sei für dich da.
Weich sei die Erde dir, wenn du auf ihr ruhst,
müde am Ende des Tages,
und leicht ruhe die Erde auf dir
am Ende des Lebens,
dass du sie schnell abschütteln kannst –
auf und davon
auf deinem Wege zu Gott.

Irischer Segen

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Betragsbild: unixgeek42, Torffeuer, Flickr, https://www.flickr.com/photos/mo-photo/305744294/in/photostream/
Bild im Text © Erik Thiesen
Für den Segen konnte ich kein Copyright ermitteln. Im Netz firmiert er unter „Volksgut“. Für Hinweise bin ich dankbar.

Ein großartiges Jahr

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern des Blogs und allen Menschen, die uns durch gute Worte, gute Gedanken und einfach durch ihr Dasein begleiten und unterstützen, ein wunderbares, ein fröhliches, ein gesegnetes neues Jahr 2019. Möge euer Tun Frucht bringen, mögt ihr immer Menschen haben, die euch nahe sind und euch gut tun, immer Unterstützung, wenn ihr sie braucht, mögt ihr an dem Ort leben und den Weg gehen, der euer ist, mögt ihr von schlimmen Krankheiten verschont bleiben und mögen wir uns begegnen, wo und wie es uns gut tut.

Wir wissen nicht, was vor uns liegt und schauen mit Hoffnung und Skepsis auf die nächsten Monate. Da tat es gut, wieder Post von Robert und Winnie bekommen zu haben. Ihre Botschaft ist eindeutig: Es wird ein großartiges Jahr. Sie schreiben unter anderem:

born2overcome„Sieh her: Du gehst in dein bemerkenswertes außerordentliches Jahr 2019; ein Jahr, in dem Gott sich manifestiert, ein Jahr von außerordentlicher Fruchtbarkeit und Steigerung und Erneuerung in deinem Leben und deiner Familie, in deinem Dienst und deiner Arbeit, deinen Visionen und Plänen und Zielen!!! So spricht Er zu dir: Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr! Siehe, nun mache ich etwas Neues (ein neues Jahr). Schon sprießt es, merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Wüste und Flüsse durchs Ödland. (Jesaja 43, 19-19) 

Dies und noch viel mehr schrieben sie uns gestern und vor drei Tagen. Wir wissen nicht, wer sie sind. Ihre Nachrichten tauchen seit anderthalb Jahren immer mal wieder auf. Ich nehme an, dass sie aus Afrika kommen.Und jedes Mal geben ihre Mails wenigstens einen kleinen Kick, den wir gut gebrauchen können. Auch diesmal wieder. Es wird ein gutes Jahr!

Nachtgedanken

Dieser Artikel entstand vorgestern, in der Nacht vor der OP. Weil ich nicht schlafen konnte,  las ich die Herrnhuter Losungen – und traute meinen Augen kaum. Sie passten so gar nicht. Ein Grund, mich mit ihnen auseinanderzusetzen und zu prüfen, ob und wo sie zu sprechen anfangen würden. Und sie erzählten, Dunkles und Helles.

Und dann die Frage: Wie würde die Antwort des nächsten Tages sein? Dunkel oder hell? Sie lautet: Wir sind dankbar. Dankbar dafür, dass ich sehen und denken kann, offenbar ohne Einschränkungen. Für die hohe ärztliche Kunst und die außergewöhnlich einfühlsame Betreuung. Für alle, die uns begleitet haben.

Der Tumor soll groß gewesen sein, etwa wie eine Mandarine. Und so abgrenzbar wie erwartet: Gut, aber nicht vollständig. Man hofft und geht davon aus, dass die Bestrahlung den Rest schafft. Es ist das Beste, was wir erreichen konnten.

Aber das wussten wir noch nicht, als ich diese Gedanken formulierte:

 

Die Nacht vor der OP. Das Cortison hält mich wach. Auf meinem Streifzug durch das Smartphone stoße ich auf die Losungen. Manchmal passen sie ja.

Diesmal nicht.

1. Chronik 29,5: Wer ist bereit, dem HERRN heute eine Gabe zu bringen?
Und 2. Korinther 9,6: Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.

Was soll das? Wenn das eine Aufforderung sein soll, dass ich geben soll, dann bin ich raus – out of the game, wie Leonard Cohen sagt. Heute Nacht habe ich nichts zu geben. Im Gegenteil. Die OP steht mir bevor. Ich möchte bekommen – Trost, Mut, irgendwas. Aber die Losungen reden von geben!

Hat da vielleicht jemand gemeint, dass ich schon genug Trost bekommen habe heute Abend? Da waren ja etliche, die telefoniert und geschrieben haben, auf vielen Wegen. Und noch mehr, deren Gedanken mich erreicht haben.

Ich merke, wie meine Gedanken weiterwandern. Wenn ich für jetzt schon genug Trost bekommen habe – steckt in den Losungen vielleicht noch eine andere Botschaft, eine größere?

Dann soll ich also bereit sein, „eine Gabe zu bringen“. Eine große Gabe, dem Herrn würdig. Die größte wäre wohl das Leben selbst. Das aber ist meine größte Angst heute Nacht wie vor jeder OP: dass ich sterben könnte. Soll ich dazu bereit sein? Das will ich nicht!

Ich lese weiter: „Wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.“ Wenn ich heute sterbe, werde ich nicht mehr ernten können, was auch immer. Und ich soll ernten. Und nicht zu knapp. Wenn ich reichlich säe.

Was könnte das sein? Keine Ahnung. Heute Abend zumindest habe ich nichts. Aber morgen vielleicht. Dann gibt es also ein Morgen. Ein Morgen, an dem es irgendwann auch ein Säen und Ernten gibt. Dieser Gedanke reicht mir eigentlich schon aus. Es muss nichts Großes sein. Es könnte auch etwas Großes sein. Segen.

Ich weiß immer noch nicht mehr als vorher. Werde ich leben oder sterben – und wenn leben, dann wie? Die Angst bleibt. Aber durch die Losungen ist auch etwas Neues in die Nacht gekommen. Die Möglichkeit, dass da noch etwas kommt. Mehr kann ich hier und jetzt nicht erwarten.

Woher kam diese Botschaft? Waren es die Losungen? Sie sind nur ein Stück Papier, wie jedes andere auch. Kam sie von Gott? Von ihm habe ich keinen Ton gehört in dieser Nacht. Waren es meine eigenen Gedanken? Ja klar, aber ganz alleine wäre ich auch nicht auf sie gekommen.

Es war wohl das Zusammenkommen all dieser Gedanken – und etwas Neues entstand. So etwas kommt öfter vor. Also etwas ganz Normales. Hätte auch mit einem Horoskop oder dem Orakel von Delphi funktioniert.

Oder auch nicht. Oder wenigstens bei mir nicht. Denn Horoskope beeindrucken mich  nicht, kein bisschen. Und das Orakel ist Geschichte. Ihnen allen gebe ich keine Bedeutung.

Den Losungen schon. Weil ich meine Geschichte mit ihnen habe. Weil sie zu mir gehören. Und ich habe sogar Einfluss auf ihre Wirkung. Ich habe es heute Abend erfahren. Sie zogen mich herunter – und sie zogen mich rauf. Das ist die Wirkung des Geistes, sagt Ignatius. Und wenn sie mich raufziehen, dann kommen sie von Gott. Und sie kommen nicht nur durch Losungen. Gott spricht zu Ihnen, auch in der Stille eines Meditationsraumes, sagte Pfarrer Mückstein einst. Oder in der eines Krankenzimmers vor der OP.

Auch wenn ich um 4.51h immer noch nicht weiß, was er mir konkret sagen will.

Ein guter Anfang

Heute waren wir im Gottesdienst. Und dabei haben wir das Haus gar nicht verlassen. Wir waren dabei, als bei uns im Norden der erste interaktive Sublan-Gottesdienst stattfand. In der St. Nikolaikirche zu Hamburg-Harvestehude, gehalten von den Pastorinnen Maren Schack und Corinna Senf sowie Hauptpastor Martin Vetter.

Sublan ist die Firma, die das Ganze entwickelt hat und betreut. Man kann es sich etwa so vorstellen wie eine Mischung aus Fernsehgottesdienst und Videokonferenz. Smartphones und Tablets waren ausdrücklich erwünscht, nicht nur im Gottesdienst, sondern auch zuhause. Trotzdem gab es eine Reihe bekannter traditioneller Elemente: Kirchenlieder, Begrüßung, Psalm im Wechsel, Lesung, Abkündigungen, Fürbitten, Vater unser und Segen. Neu waren die Grüße, die übers Netz auf die Tablets eintrudelten. Als Predigt gab es eine Dialogansprache. Den größten Umfang nahm dann die Beantwortung der Fragen ein, die aus aller Welt gestellt werden konnten. Ach ja, und zum Schluss kam auch noch der Segensroboter „BlessU2″zum Einsatz.

Die Reaktionen, die danach eingeblendet wurden, waren zum allergrößten Teil positiv. Und ich fand die ganze Veranstaltung auch gut. Durch die Dialoge und das Frage-und-Antwort-Spiel ging die Zeit flott vorbei. Die jüngere Generation wurde offensichtlich weit mehr angesprochen als durch den traditionellen Gottesdienst. Und die Gemeinde erreicht viel mehr Menschen.

Nicht so viele wie der Fernsehgottesdienst. Dort sind es im Schnitt 700.000 Zuhörende. Pro Gottesdienst! Davon kann Sublan bis jetzt nur träumen. Aber es ist ja – hoffentlich – erst der Anfang.

Thomas Hirsch-Hüffell schrieb auf Facebook: „Spaßig. Wirr. Liebevoll bemüht. Herausforderung für alle Entweder-Oder Typen.“ Ja…. da passte in der Tat noch nicht alles zusammen.

So konnte sich das Team nicht wirklich entscheiden, welches Thema denn nun im Mittelpunkt stehen sollte. Offiziell, also von der Lesung her, war es 1. Thessalonicher 15,14-24. Da geht es dann vor allem um das Verhalten in der Gemeinde. Und es steht dort auch der Satz: „Prüfet alles und das Beste behaltet.“ Und das war dann immer wieder die Brücke, um zu prüfen, ob so ein interaktiver Online-Gottesdienst wirklich ein gutes Format ist.

Das wurde natürlich auch durch die Teilnehmenden provoziert. Viele, vielleicht sogar die meisten waren nicht wirklich an einer tiefgehenden inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Bibeltext interessiert. Im Vordergrund stand dann eher der Unterhaltungsfaktor. Ein solches Frage-und-Antwort-Spiel bevorzugt zweifellos auch eher die spontanen Typen. Wer schlagfertig und witzig ist, ist eindeutig im Vorteil.

Wir Pastorinnen und Pastoren haben dagegen eher gelernt, nach einem längeren Denkprozess einigermaßen sinnvolle Gedanken zu formulieren. Auch mir kommen die besten Ideen meistens erst mit Anlauf.

Und es ist möglicherweise auch kein Zufall, dass sich solche Formate vor allem im frommen Milieu durchgesetzt haben – dort, wo die Antworten einfach klarer und einfacher sind und früher feststehen als bei den eher philosophisch veranlagten Typen.

Ich bin gespannt, wo die Reise hingeht. Wird sich der traditionelle Gottesdienst halten können? Welche neuen Elemente werden sich durchsetzen? Ich bin überzeugt, dass wir hier erst am Anfang einer spannenden Entwicklung stehen.

Und hier ist noch einmal der gesamte Gottesdienst zum Nacherleben. Er fängt übrigens erst bei Minute 30 an:

Lichtblick der Woche

Segen sei mit dir, der Segen strahlenden Lichtes,
Licht um dich her und innen in deinem Herzen.
Sonnenschein leuchte dir und erwärme dein Herz,
bis es zu glühen beginnt wie ein großes Torffeuer –
und der Fremde tritt näher,
um sich daran zu wärmen.

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Johannes verabschiedete uns mit dieser Blume und den Worten: Die hat Potenzial, genau wie ihr.

So beginnt einer der schönsten irischen Segenssprüche – und wir haben es in den letzten beiden Wochen erlebt: Auf unserer Urlaubsreise durch Deutschland haben wir Verwandte, Freundinnen und Freunde besucht. Wir traten näher und haben uns an so manchem Torffeuer gewärmt. Gut, wir waren keine Fremden, haben aber geredet und gelacht, gegessen und getrunken. Wir sind uns begegnet. Uns wurde warm. Wir waren uns nahe, manchmal auch neu und überraschend. Es war eine wunderschöne Zeit.

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Und diese Straßenbahn fuhr in Halle an uns vorbei.

Danke, Inke, Friedrich, Nicola, Johannes, Mirjam, David, Ottmar, Margit, Eckhard, Ruth, Ingrid und Ralf.

 

Leider auserwählt

Eine Predigt zum Dankgottesdienst am 23. Juli 2017, dem 6. Sonntag nach Trinitatis, zur Verabschiedung aus dem Gemeindepfarramt und Einführung in die neue Stadtteilpfarrstelle
Text: 5. Mose 7, 1-11

Liebe Gemeinde!

Vor einer Woche war ich auf einem Familienfest und traf dort nach vielen Jahren die Cousine meines Vaters und ihren Mann wieder. Und sie erzählten mir ihre gemeinsame Geschichte. Wie er als Kind aus Schlesien fliehen musste und auf verschlungenen Wegen nach Bielefeld kam. Und wie er dort von einem Mädchen hörte, das aus Steinfeld bei Süderbrarup kam – das liegt rechts oben in Schleswig-Holstein. Und wie sie dazu kamen, dass sie sich einmal verabreden wollten und sich auf dem Hamburger Hauptbahnhof trafen, Bahnsteig 1, und als sie sich zum ersten Mal sahen, da wussten beide: Das ist meine Auserwählte, mein Auserwählter. Und weil sie beide fromme Menschen sind, erzählten sie mir mit leuchtenden Augen: Hat Gott uns nicht wunderbar geführt? Weiterlesen

Künstlicher Segen?

Ute war in Wittenberg und ist auf den Segens-Roboter getroffen. Und sie erzählte, dass diese persönliche Begegnung sie etwas mit ihm versöhnt hat.

Genau genommen war nicht der Roboter die Ursache, sondern die ehrenamtliche Mitarbeiterin, die sie dort sensibel und freundlich angesprochen hat. Sie erklärte Hintergrund und Möglichkeiten der Installation und deren Grenzen. Das Angebot, den Roboter in den Segen einzubeziehen, war völlig offen. Weiterlesen

Der Segen Gottes sei mit dir

Ute ist wieder zurück aus Wittenberg und hat jetzt eigene Eindrücke vom Segensroboter gewonnen, die wir demnächst hier reflektieren. Inzwischen hat mich BlessU 2 dazu angeregt, mir noch einmal bewusster zu machen, was der Segen für mich ist. 

Zunächst aber möchte ich sagen, was er nicht ist: Er ist keine magische Handlung. Durch den Segen passiert objektiv – nichts. Nichts, was man sehen oder messen kann oder plausibel erzählen oder gar beweisen. Weiterlesen