Es gibt ja viele Weihnachtsfilme. Einige habe ich gesehen, und sie bewegten sich zwischen „ja, kann man sich gönnen“ und „geht gar nicht“. Zwei von ihnen allerdings spielen für mich in der Ausnahmeliga. Neben dem „Kleinen Lord“ ist es „Ist das Leben nicht schön?“ von Frank Capra mit James Stewart in der Hauptrolle. Der Film „erzählt die Geschichte des engagierten Bürgers George Bailey, der in der Weihnachtsnacht wegen eines Missgeschicks seinen Lebensmut verliert und sich von einer Brücke stürzen will – bis er von einem Engel gerettet und ihm gezeigt wird, wie seine Heimatstadt aussehen würde, wenn er nie geboren wäre“ (Wikipedia).
Natürlich ist dieser Film hemmungslos kitschig, unglaubwürdig und überzeichnet. Aber er berührt mich immer noch ganz tief, weil nach meinem Empfinden seine Botschaft so wichtig ist. George Bailey möchte eigentlich gerne reich werden und die Welt bereisen. Doch durch eine Reihe von Zufällen und seiner eigenen Mischung aus Naivität und Gutmütigkeit (James Stewart in einer Paraderolle) muss er in seinem Kaff Bedford Falls bleiben – und rettet dadurch die Stadt. Diese wiederum hilft ihm am Ende aus seiner Misere. Und sein Bruder Harry, der genau das erreicht hat, was er gerne wollte, nennt ihn am Ende den „reichsten Mann der Stadt“. Dabei wird der Lebensstil der beiden Brüder nicht gegeneinander ausgespielt. Harry wird seine reiche Verlobte heiraten und bleibt der gefeierte Kriegsheld.
Capra – bzw. Philip Van Doren Stern, der die Buchvorlage geschrieben hat – gibt eine Antwort auf die Frage nach dem, was wirklich wichtig ist im Leben: füreinander da sein und dort, wo man gerade ist, einen guten Job machen. Diese Erkenntnis deckt sich mit den Recherchen des Journalisten Sebastian Junger. Er vertritt „die These, dass für Menschen nichts so wichtig sei wie das Gefühl des Gebrauchtwerdens und des Eingebundenseins – und dass unsere moderne Gesellschaft in dieser Hinsicht völlig versage. Denn sie habe ‚die Kunst perfektioniert, den Menschen das Gefühl der Nutzlosigkeit zu geben'“. (Ulrich Schnabel, Sinn des Lebens, in: Die Zeit 1/2019, S. 35).
Dazu muss man nicht Pastor werden oder Ärztin. Eine befreundete Richterin dehnt die Gesetze so weit, dass sie den Menschen helfen. George Bailey gibt denen Kredit, die anderswo abgeblitzt wären. Ein Freund organisiert für ein afrikanisches Krankenhaus Geräte, die hier verschrottet worden wären. Eine Niendorferin lacht Menschen an, die ihr auf der Straße begegnen, einfach so.
Ulrich Schnabel gibt auch Tipps, wie man den Lebenssinn findet. Es gibt keinen allgemein gültigen Sinn, sagt er. Man muss schon seinen eigenen finden. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, auch das Ziel zu erreichen. Wichtig ist, sich auf den Weg zu machen. Und: Sinn produziert nicht nur Glücksgefühle. Beispiel Kinder; Eltern wissen jetzt, was ich meine. Aber Sinn führt auf Dauer zu größerer Zufriedenheit, besserer Gesundheit und Stressbewältigung. Es lohnt sich also.
Wir können das nur bestätigen. Schon immer, aber besonders in den letzten Jahren haben wir erfahren, wie viel Lebensmut wir aus der Gemeinschaft schöpfen. Und wie gut es tut, füreinander da zu sein. Und so wünschen wir uns und euch, dass wir gemeinsam auf dem Weg bleiben, der uns Sinn gibt und Zufriedenheit, Gesundheit und vor allem das Zutrauen, dass wir die Herausforderungen des kommenden Jahres bewältigen.
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Beitragsbild: Bedford Falls, It’s officially Christmas Eve — „It’s a Wonderful Life“ movie is on TV, von Tom auf Flickr.
Bild im Text: Bedford Falls on Christmas Eve 1946. By Liberty Films – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20372871