Auferstehung

Exerzitien 30. Teil, Bingen 2018, die „vierte Woche“.

Die Auferstehung ist das Highlight des christlichen Glaubens. Hinduismus und Buddhismus haben die Wiedergeburt, Atheisten das Nichts und die Naturreligionen die Welt der Ahnen. Auferstehung ist etwas anderes. Sie ist – ja, was ist sie eigentlich? Überwindung des Todes, Überwindung von Leid, Krankheit und Schmerz. Sie ist unsere Hoffnung, und sie gibt dem Tod Jesu erst einen Sinn. „Wenn aber Christus nicht auferweckt wurde, dann hat unsere Verkündigung keinen Sinn. Auch euer Glaube ist dann sinnlos“, schreibt Paulus an die Korinther (1. Kor. 15,14). Aber selbst die Bibel bleibt eher undeutlich, wenn es um die konkrete Beschreibung der Auferstehung geht.

Auferstehung Isenheimer-AltarDa gibt es die Geschichten, in denen Jesus nach seinem Tod wieder als Mensch aus Fleisch und Blut auftaucht. Er spricht mit den Menschen (z.B. Lukas 24, 17), teilt Essen aus (Lukas 24, 30; Johannes 21, 13), und der „ungläubige“ Thomas soll seine Finger in seine Wunden legen und ihn so fühlen (Johannes 20,26-29). Der Prophet Ezechiel beschreibt in einer Vision, wie tote Knochen mit Fleisch und Haut überzogen werden und Gott sie wieder lebendig macht (Ez. 37, 1-14).

Und dann wird der Auferstandene beschrieben wie ein Geist, der plötzlich durch verschlossene Türen auftaucht (Johannes 20, 26) und wieder verschwindet (Lukas 24, 31).

Wie also kann ich mir die Auferstehung vorstellen? Matthias Grünewald versuchte beide Seiten miteinander zu verbinden, indem er Jesus in einer Gloriole darstellte. Weit weniger überzeugend fand ich einen ähnlichen Versuch in einem Jesus-Film, der sich besonders nah an die Bibel anlehnte: Der Auferstandene tauchte in einem leuchtenden Gewand auf, mit einem entrückten Lächeln auf den Lippen. Es war ziemlich unerträglicher Kitsch.

Dagegen war die Darstellung im Film „Die Bibel – Jesus“ vom Regisseur Roger Young, den ich sonst für recht gelungen halte, für mich zu realistisch.

Und heute? Fromme Christinnen und Christen behaupten: „Jesus lebt.“ Aber Lukas hat ihn schon in den Himmel auffahren lassen (Lukas 24,51). Und wenn er heute irgendwo auftaucht, dann in einer Geschichte („Der Großinqusitor„), im Film („Jesus liebt mich„) oder im Glauben.

Wenn selbst 2000 Jahre theologischer Forschung die Frage nach der Auferstehung nicht klären konnten, dann soll es vielleicht ein Geheimnis bleiben. Ein Geheimnis kann man nicht lösen. Man kann sich ihm aber annähern.

Einmal habe ich es schon versucht, hier. Und dann während der Exerzitien in Bingen. Davon werde ich demnächst berichten.

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Bild: Matthias Grünewald, Isenheimer Altar, Auferstehung. Von hanneswave – Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=161783rum zuzu30

2 Gedanken zu “Auferstehung

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