Aus aktuellem Anlass

Die Gespräche der letzten Tage haben zu einer Entscheidung geführt: Wir werden wieder bestrahlen. Das ist zwar, wie schon geschrieben, nicht ungefährlich. Aber die Strahlenexpertin Prof. Petersen ist – wie immer – zuversichtlich, dass wir es schaffen.

Ob und wann die Metastasen das Rückenmark angreifen, mochte kein Arzt, keine Ärztin sagen. Alles kann, nichts muss: Die einen deuteten an, dass ich in wenigen Wochen, zumindest aber demnächst unweigerlich im Rollstuhl sitzen würde. Frau Petersen dagegen brachte die Möglichkeit ins Spiel, dass die Metastasen das Rückenmark verschmähen könnten. Zumindest habe ich erst einmal damit aufgehört, unsere Wohnung im Geiste rollstuhlgerecht umzubauen.

In der Sprechstunde konnten wir auf hohem Niveau Möglichkeiten und Alternativen zur Immuntherapie diskutieren. Und „wir“ waren diesmal nicht so sehr Ute und ich. Wir hatten das doppelte Glück, das unser Freund Arno als Molekularbiologe nicht nur vom Fach ist, sondern uns auch gestern begleitet hat. Er hat sich mit Prof. Binder ausgetauscht, die sich offensichtlich ausgezeichnet auskannte. Sie erzählte von sinnvollen und sinnlosen Versuchen, den Therapieerfolg zu vergrößern. Und auch wenn die Statistik nach wie vor gegen uns spricht – es gibt noch Möglichkeiten.

Danke, Arno, deine Begleitung hat uns viel bedeutet, persönlich und fachlich-sachlich.

Eine Bronchoskopie in der vergangenen Woche bestätigte, dass die Strahlenpneumonitis in meiner Lunge zwar einen großen Teil des linken Flügels lahm gelegt hat und meine Atemnot daher sehr verständlich ist, dass das Narbengewebe aber kein Karzinom, sondern „Zellschrott“ sei. Solche Nachrichten werten wir schon als Erfolg.

 

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Beitragsbild: TomoTherapie-Gerät, von ASL Reggio Emilia – Servizio Sanitario Regionale Emilia Romagna – Azienda Ospedaliera di Reggio Emilia – Arcispedale di Santa Maria Nuova – http://www.asmn.re.it/Mediagallery.jsp?idGalleria=22&idFilmato=106, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4941984

10 Gedanken zu “Aus aktuellem Anlass

  1. Jutta Seeland schreibt:

    Lieber Herr Thiesen,
    Da hat mich meine Ahnung wieder einmal nicht getrogen: in der Lunge, das ist kein Krebskram!
    Wie toll, dass Ihr Freund Arno bei dem „Fachgespräch“, wie beschrieben, dabei sein konnte! Liest sich alles doch gar nicht schlecht!
    Ich bin immer nur im Geiste dabei, aber das bin ich dann auch! Jeden Tag!
    Liebe Grüße an Sie beide,
    Jutta Seeland

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    • gebrocheneslicht schreibt:

      Ja, dieses Phänomen ist der Forschung bekannt. Wobei es aber nicht darauf ankommt, an was oder wen man glaubt, sondern vor allem, dass man glaubt. Das Objekt des Glaubens kann Jesus sein, aber ebenso gut der Papst (weswegen Johannes Paul II. selig und heilig gesprochen wurde), ein Heilungsstein oder irgendetwas anderes. Der Glaube hilft vor allem den Menschen, die daran glauben, dass der Glaube hilft (frei nach Sebastian Murken). Hier ist der Blogartikel dazu: https://gebrocheneslicht.com/2017/05/04/show-me-the-place/#more-1246

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      • Christina schreibt:

        Ich weiß nicht, ob dir das bewußt ist, aber nach deiner eigenenTheorie hier, bist du dann nur deshalb noch krank, weil du nicht genügend an deine eigenen Selbstheilungskräfte, den Papst oder sonstwas glaubst. Denn ansonsten müßtest du schon längst wieder gesund sein, so wie die Frau in meinem Beispiel. Es liegt also nur an deinem mangelnden Glauben an irgendwas, das du noch krank bist. Also selbst schuld?

        Oder war bei der Frau vielleicht doch Gott am Werk? 😉

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  2. Ove Sachse schreibt:

    Wie gut von Dir zu hören, wenn auch mit sehr gebremsten Optimismus. Aber Du hast Dich bisher vertrauensvoll in die Hände von Fachleuten begeben, warum soll nun nicht ein besonders vertrauenswürdiger, befreundeter Spezialist Dir helfen, wodurch neue Hoffnung keimen kann.?

    Sehr oft an Dich denkend und ebenso an Ute, grüße und umarme ich Euch, Ove

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  3. Ralf Liedtke schreibt:

    Wenn du durch eine harte Zeit gehst und alles gegen dich zu sein scheint, wenn du das Gefühl hast, es nicht mehr eine Minute länger zu ertragen, GIB NICHT AUF, weil dies die Zeit und der Ort ist, wo sich die Richtung ändert.

    Rumi, pers. Dichter, 1207–1273

    Das Ringen geht weiter – nur Mut!

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