Was kommt „danach“?

Der Papst hat die Hölle abgeschafft. Nun, nicht die ganze Hölle, nur einen Teil, den „Limbus“, und davon auch nur einen Teil, nämlich den, in dem die ungetauften Kinder zwischen dem Jahr 418 (Synode von Karthago) und 2017 (der Entscheidung des Papstes) schmoren mussten.

Und ich frage mich: Warum hat er nicht gleich die ganze Hölle abgeschafft? Dann müsste sich niemand mehr vor dem Tod fürchten, zumindest kein gläubiger Katholik.

Vielleicht ist genau das das Problem. Die Hölle erfüllt ja zwei Funktionen: Einmal ist es die Strafe für böse Taten. Warum sollten Menschen gut sein, wenn es keine Polizei, kein Gefängnis und keine Hölle gäbe? Zum anderen hat die Gerechtigkeit ja in unserer Welt ein echtes Problem: Oft geht es den bösen Menschen gut und umgekehrt. Gut, wenn es Michelangelo_JGerichtdann eine Hölle gibt, in der die Bösen ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Und denen, die es gewagt haben, sich nicht taufen zu lassen.

In fast allen Religionen gibt es unterschiedliche Vorstellungen von einer Hölle oder einem Totenreich. Meistens ist das ein furchtbarer Ort. Besonders fantasievoll hat ihn Johannes in der Offenbarung ausgemalt. Auch das Alte Testament kennt ein Totenreich. Dort aber passiert – nichts.

Diese Vorstellung ist der meinen am nächsten. Ich kann mich auch Karl Rahners Bekenntnis anschließen, der einmal sagte: Natürlich glaube ich an die Hölle. Aber ich glaube auch, dass keiner drin ist.

Im Grunde muss ich bekennen: Ich habe keine Ahnung. Und ich finde die gesamten Konzepte von Himmel und Hölle wenig überzeugend. Als ich damals in Mainz von meiner Metastase erfuhr, fühlte ich mich dem Tod ganz nah. Aber ich hatte keine Angst.

Ich weiß nicht, wie ich mich im Augenblick des Todes wirklich fühlen werde. Frank schickte mir heute die Geschichte von den zwei Mönchen, die sich versprachen: Stirbt einer, erscheint er dem anderen im Traum und erzählt in einem Wort, wie es drüben ist: „Taliter“ – es ist so, wie wir es uns vorstellten – oder „aliter“ – eben anders. Einer starb und erschien dem anderen und sagte zwei Wörter: „Totaliter aliter“ – völlig anders.

Und deshalb kann der Papst machen, was er will: Höllen einrichten oder abschaffen – er wird immer Unrecht behalten.

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Beitragsbild: Pixabay
Bild 1: Michelangelo, Die Verdammten werden in die Hölle gestürzt (Ausschnitt aus dem Jüngsten Gericht) – Transferred from de.wikipedia to Commons by Roberta F. using CommonsHelper., Original uploader was Hans Bug at de.wikipedia, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7556457

16 Gedanken zu “Was kommt „danach“?

  1. Thomas Jakob schreibt:

    Ich stelle mir den Tod eher als einen Ausstieg aus der Zeit vor. Insofern gäbe es kein „danach“, was ja voraussetzt, dass es auf der Zeitachse für mich weiterginge. Der altmodische Begriff „das Zeitliche segnen“ gefällt mir dagegen gut. Hölle? Keine Ahnung, was das sein und wie das gehen soll, ohne Körper. Klar, wenn es keine Hölle gibt, hat mein Glaube ein Gerechtigkeitsproblem, aber soll ich deswegen an antik-sadistische Phantasien glauben? Nein.

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  2. Arndt Streckwall schreibt:

    Lieber Erik, herzlichen Dank für diesen inspirierenden Artikel zum Wochenanfang! Herzliche Grüße aus Alsterdorf! Arndt

    Mit freundlichen Grüßen Arndt Streckwall Hamburg

    >

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  3. Christina schreibt:

    „Diese Vorstellung ist der meinen am nächsten.“

    Vorstellen kann man sich Vieles. Ich stelle mir z. B. vor, dass der Mond aus Vanilleeis ist. ^^
    Na ja, Scherz beiseite. ^^ Wenn subjektive Vorstellungen nicht der objektiven Wahrheit entsprechen, sind sie einfach nur irrelevant. 😉

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  4. Ralf Liedtke schreibt:

    Letztlich ist auch dies wieder eine reine „Glaubenssache“. Kein Mensch weiß wirklich etwas über die „Phänomene“ oder auch nur „Konstrukte“ Himmel und Hölle. Und um einige aufgeworfene Gedanken weiterzuspinnen: warum sollte es in „Himmel und Hölle“ „gerechter“ als im irdischen Leben zugehen? Und sind das Gute oder das Böse immer so trennscharf zu unterscheiden?

    Zu Beginn meiner dritten Lebensdekade hat der „Tod“ mich sehr beschäftigt. Ja,es gab zahlreiche Momente, wo ich ihn sehr fürchtete und mich die Vorstellung nach dem Danach quälte. Komisch, heute geht mir das anders. Ich lasse mich überraschen. Ob es etwas nach dem irdischen Leben gibt, weiß ich nicht und bis zu meinem Abschied aus diesem Leben werde ich auch nicht mehr wissen. Vielleicht vertraue ich darauf, dass danach etwas Anderes kommt – aber da sind wir wieder beim Glauben.

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  5. Christina schreibt:

    „Kein Mensch weiß wirklich etwas über die „Phänomene“ oder auch nur „Konstrukte“ Himmel und Hölle.“

    Woher wollen Sie das wissen?

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  6. Ralf Liedtke schreibt:

    … weil Wissen und Glauben zwei ganz unterschiedliche Zugänge sind. Wissen kann bewiesen werden, Glauben nicht. Aber diese Diskussion hatten wir bereits und kamen miteinander nicht weiter.

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  7. Christina schreibt:

    „Wissen kann bewiesen werden, Glauben nicht.“

    „Wissen“ kann nicht unbedingt immer bewiesen werden.

    „Solches habe ich euch geschrieben, die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes, auf daß ihr wisset, daß ihr das ewige Leben habt, und daß ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes.“ (1. Joh. 5,13)

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    • Ralf Liedtke schreibt:

      Natürlich entsteht „Wissen“ auch durch Erfahrungen, die wir Menschen machen. Das ist unstrittig. Interessanter finde ich jedoch Ihren folgenden Satz aus einem vorausgegangenen Kommentar: „Wenn subjektive Vorstellungen nicht der objektiven Wahrheit entsprechen, sind sie einfach nur irrelevant“.

      Was ist Realität und gibt es immer eine objektive Wahrheit? Wir wissen seit langem, dass Menschen Realität sehr selektiv wahrnehmen und sich auf ihre im Laufe der Jahre erfolgte Sozialisation gründet (Bedürfnisse, Interessen, Motive usw.). Insofern ist die menschliche Wahrnehmung stets subjektiv „gebrochen“, Und ich gehe noch einen Schritt weiter: Wenn Wissenschaft das Ziel verfolgt, aufgrund von Erkenntnisinteressen (auch subjektiv) im Ergebnis möglichst objektive Fakten und Daten zu liefern, bleibt der Glaube für mich etwas sehr Persönliches und Subjektives. Mein Glaube ist durch meine subjektive Vorstellungen geprägt. Ist er deshalb irrelevant?

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  8. Christina schreibt:

    „Was ist Realität und gibt es immer eine objektive Wahrheit?“

    Wenn es einen Gott gibt, dann gibt es auch eine objektive Wahrheit (und somit Realität). Und wenn es einen Gott gibt, dann ist es ihm auch möglich, einen Menschen diese objektive Wahrheit erkennen zu lassen.

    Jede Art von Subjektivität entspricht deshalb nicht der Realität und ist demzufolge letzten Endes irrelevant, gerade auch, wenn es um die Frage „Was kommt nach dem Tod?“ geht.

    Es geht darum, herauszufinden, was die objektive Wahrheit diesbezüglich ist bzw. sich diese Erkenntnis von Gott zu erbitten.

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    • Ralf Liedtke schreibt:

      Die Frage nach der wahrhaftigen Existenz in der von Ihnen subjektiv, vielleicht auch „dogmatisch“ empfundenen Form von Gott,bleibt immer eine Frage des Glaubens! Damit subjektiv und ganbz persönlich!

      Wir bleiben gedanklich und gefühlt weit auseinander und werden auch künftig keine Brücken zueinander finden. Selbst wenn es objektiv beweisbar einen Gott gäbe – der Konjunktibv erscheint mir angemessener.

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      • Christina schreibt:

        Die Frage nach der wahrhaftigen Existenz in der von Ihnen subjektiv, vielleicht auch „dogmatisch“ empfundenen Form von Gott,bleibt immer eine Frage des Glaubens! Damit subjektiv und ganbz persönlich!

        Die Frage ist doch eher, ob das subjektive Bild eines Menschen von Gott mit dem objektiven wirklich existierenden Gott übereinstimmen kann? Und ob es so eine Übereinstimmung überhaupt geben kann? Völlig deckungsgleich sicherlich nicht. Aber ist es überhaupt möglich, dass das subjektive Bild eines Menschen mit der Objektivität (Wirklichkeit) übereinstimmen kann? Das heißt, können wir überhaupt etwas von Gott wissen? Und wenn ja, woher? Und dann ist da natürlich noch die Frage, ob diese Quelle dann glaubwürdig ist? Jedenfalls, das, was ich mir selbst in meinen Gedanken zusammenphantasiere hat sicher keinerlei Bedeutung bzw. Aussagekraft für mich und mein Leben nach dem Tod. Es spielt sicher auch keine Rolle, ob ich meine Gedanken toll finde und mich damit wohl fühle. Das Wohlfühlen ist kein Indikatior dafür, ob etwas wahr ist.

        Fühle ich mich z. B. wohl, bei dem Gedanken, dass der Mond aus Vanilleeis ist, werde ich irgendwann mal schwer enttäuscht sein, wenn ich feststellen muss, dass meine subjektive Vorstellung nicht der Objektivität entsprach.

        Bei einer subjektiv falschen Vorstellung, was das Leben nach dem Tod angeht, wäre ein Irrtum doch aber viel verhängnisvoller, oder? Was, wenn es doch eine Hölle und einen Himmel gibt, so wie von Jesus beschrieben? Und ich habe es subjektiv nie für möglich gehalten. Das wäre doch fatal für mich, oder nicht?

        Wie glaubwürdig ist Jesus und seine Aussagen diesbezüglich in ihren Augen? Ja, wie glaubwürdig ist die Bibel und ihre wortgetreue Bewahrung über die Jahrhunderte in Ihren Augen überhaupt? Ich glaube, ich kenne Ihre Antwort darauf schon.

        Wenn Sie das aber, was Jesus und die Bibel sagen, nicht für glaubwürdig halten, dann haben Sie überhaupt keinen Anhaltspunkt überhaupt irgend etwas zu wissen. Dann ist alles, was Sie bezüglich des Todes und des danach denken, einfach nur reine Spekulation, Wünschdenken etc. und damit eigentlich völlig irrelevant.

        Deshalb entscheidet sich eigentlich alles an der Frage, wen oder was halte ich/Sie persönlich für glaubwürdig? Und kann aus Glauben und Vertrauen in die Schrift durch persönliche Offenbarung Gottes „Wissen“ werden? Ich denke ja. Aber man muss sich dafür öffnen.

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  9. gebrocheneslicht schreibt:

    Liebe Christina, lieber Ralf, Ihr bringt in der Tat zwei verschiedene Weisen der Erfahrung zur Sprache. Die Bibel kennt dafür auch zwei verschiedene Wörter. „ginosko“ wird für die sinnliche Erfahrung gebraucht – also das, was wir überprüfen können, ob wir glauben oder nicht. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dafür das Wort „objektiv“ gebraucht. Johannes nimmt in dem Vers, den Du, Christina, zitiert hast, das Verb „horao“. Es bezeichnet eine Erkenntnis, die geistlich vermittelt wird. Eine solche wird durch Gott vermittelt, weswegen sie auch nicht „objektiv“ zu überprüfen ist. Entscheidungen über solche Fragen werden in der Bibel zwar auch debattiert (Apostelkonzil), aber meistens im Gebet und „einmütig“ getroffen. Das heißt, dass sie in Gottes Hand gelegt werden.

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  10. Ralf Liedtke schreibt:

    Lieber Erik, Deine hilfreich gedachten HInweise lassen mich eher ratlos zurück.Ich verstehe sie nicht! Natürlich nehme ich Versuche, die zum besseren Verstehen einander beitragen, danbar an, aber dieser bringt mich leider nicht weiter.

    Auch habe ich den Eindruck, dass die „Gedanken“ von Christina und mir nicht wirklich miteinander zu verbinden sind. Ich finde das o.k.: warum sollte es nicht unterschiedliche Sichtweisen und Zugänge zu Gott und der Welt geben. Ich lebe zurzeit gut mit dem meinem. Aber nichts ist in Beton gemeißelt.

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    • gebrocheneslicht schreibt:

      Lieber Ralf, im Prinzip nehme ich Deine Unterscheidung von Glaube und Wissen auf. „ginosko“ ist das Erkennen durch allgemeine Erfahrung und Beobachtung – also das, was wir Naturwissenschaft nennen. „orao“ ist die innere Schau, das Erkennen im Glauben. Während es im Wissenschaftsbetrieb weitgehend allgemein anerkannte Regeln gibt (Occams Rasiermesser, Eindeutigkeit, Transparenz, Objektivität, Überprüfbarkeit etc.) und sie deshalb von der Nichtexistenz (eines) Gottes ausgeht – solange er nicht nach den o.g. Kriterien bewiesen ist, gibt es in Glaubensdingen diese Eindeutigkeit nicht. Zumindest haben sich die religiösen Menschen noch auf keinen Kanon festlegen können – weswegen es ja auch gerne zu Exkommunikationen kommt, wenn die anderen nicht meinem Kanon folgen. 🙂

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