Kaum war ich in Niendorf, war ich auch schon wieder weg. Ich hatte von meinem Vorgänger die Teilnahme an den Burgfreizeiten geerbt. Frau Treder, die in der Gemeinde die Jungschar leitete, die Altersgruppe zwischen Kindergarten und Konfirmandenunterricht, organisierte sie schon seit Jahren: 30 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 16 Jahren, 6 Teamer zwischen 16 und 60 für 14 Tage in einer Jugendherberge auf einer Burg.

Diez an der Lahn
Moment – Sechsjährige auf einer Freizeit so weit weg von zuhause, kann das gut gehen? Es ging gut. Schon nach zwei Tagen verloren die Kleinen ihr Heimweh – vor allem weil sich die älteren Mädchen rührend um sie kümmerten. Schwierig wurde es nur, wenn sie zwischendurch einen Anruf von den Eltern bekamen, danach hatten sie dann wieder für 48 Stunden ihren Blues.
Zugegeben, es war nicht immer leicht, die Horde zusammenzuhalten. Aber das

Schloss in Hallein
Programm war abwechslungsreich mit Bibelarbeiten, Spielen und Ausfahrten in die Umgebung. Und das Team war erfahren und kreativ, ob es um das Programm ging oder die Streiche, die zur Freizeit auch dazu gehörten.
Es war immer eine besondere Atmosphäre: Die Burg in Diez an der Lahn war vorher ein Gefängnis gewesen; das merkte man den Schlafsälen noch deutlich an. Danach ging es nach Hallein im Salzburger Land und auf die Veste Oberhaus in Passau. Der spektakuläre Abschluss war dann die Riegersburg in der Steiermark.

Veste Oberhaus in Passau
Nun gibt es Jugendfreizeiten in fast allen Kirchengemeinden. Die Burgfreizeiten aber waren schon besonders, nicht nur durch die Location, sondern auch durch die Altersspanne in der Gruppe und nicht zuletzt durch das Team. Ich habe sie sehr genossen.
Und war am Ende auch regelmäßig völlig fertig. Das war dann besonders fatal, wenn ich wieder nach Hause kam. Ute musste fast

Riegersburg
zwei Wochen ein, dann zwei Kinder allein versorgen und sehnte den Moment herbei, wenn ich die Tür aufmachte. Aber auch ich hatte eigentlich erst einmal von Kindern genug gehabt. Mit der Zeit haben wir gelernt: Die Freizeit endete nicht mit der Heimkehr. Erst wenn wir uns gegenseitig abwechselnd ein paar Stunden Ruhe gegönnt hatten, konnten wir das Zusammensein wieder genießen.
Nach der Riegersburg-Freizeit ging Frau Treder in den Ruhestand. Ich nahm für ein Jahr meinen „Erziehungsurlaub“, wie die Elternzeit damals noch hieß, denn inzwischen war auch Maj-Britt geboren. Und damit hörten dann auch die legendären Burgfreizeiten auf.
_____________________________
Bildnachweise:
Beitragsbild Riegersburg: Pixabay
Diez an der Lahn: Pixabay
Schloss Wiespach/Hallein: By Luckyprof – Own work, CC BY-SA 3.0 at, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=30603039
Veste Oberhaus/Passau: By High Contrast – Own work, CC BY 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16545900
Riegersburg: Photo by Steindy, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7976678