Seit meiner Jugend kenne ich das Gedicht, zuerst in der Vertonung von Siegfried Fietz, dann auch in der Gesangbuchfassung von Otto Abel (EG 65). Dietrich Bonhoeffer hat es im Dezember 1944 geschrieben, aus der Haft und nur wenige Monate vor seinem Tod.
Immer und immer wieder habe ich es gesungen und zitiert, höre ich es an der Schwelle zum Jahr 2018 noch einmal ganz neu.
1. Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.
2. Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.
3. Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.
4. Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.
5. Laß warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.
6. Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so laß uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.
7. Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.
Ja, wir spüren sie, die guten Mächte, die uns treu umgeben. Aber das alte Jahr mit OP, Bestrahlungen und Chemo und all den Begleiterscheinungen ist nicht vorbei, weder innerlich noch äußerlich. Und es fällt immer wieder schwer, den Kelch aus Gottes Hand zu nehmen und zu bekennen: „…und dann gehört dir unser Leben ganz.“ Das ist ein großes Wort, „heroisch“ nannte es Frank in seinem Gruß zum Ende des Jahres. Und er meinte: „Aber ein JA, das möchte ich sprechen können.“
Ich auch. Dabei habe ich es doch schon einmal gesagt: „Hineni.“ Aber diese Bereitschaft ist kein Besitz. Sie lässt sich noch nicht einmal erarbeiten. Vielleicht aber lässt sie sich finden, indem ich die Verse noch einmal nachspreche, indem wir sie gemeinsam singen: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Möge es so sein.
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Beitragsbild: Engel verkünden den Hirten die Geburt Christi. Von Herrad von Landsberg – Hortus Deliciarum (um 1180), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31485509
Bruder, dass wir das JA, sprechen können , ist auch Geschenk…
Möge es Gott uns schenken,- möge all unser ängstliches NEIN durch seinen beharrlichen und zärtlichen Geist in ein ergebendes JA verwandelt werden.
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Lieber Herr Thiesen!
Ich wünsche Ihnen Gottes Segen! Zitat einens Schülers von mir:“ Der Segen is wos Guats“.
Danke für den Text.
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Lieber Erik, liebe Ute,
ich wünsche euch ein gutes gesegnetes Neues Jahr und ganz viel von dieser besonderen Geborgenheit, die ihr bei den guten Mächten, bei vielen Menschen, aber vor allem beieinander findet.
Bleibt behütet.
Herzliche Grüße am Neujahrstag
eure Regina
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Amen! Ich wünsche dir Geborgenheit!
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