Einen Tag vor Beginn der Chemo werde ich noch einmal auf der Kanzel stehen. Ob die geplanten nächsten Male – am 1. Advent und Weihnachten – zu realisieren sind, wird sich zeigen müssen.
Und auch diesmal steht, welch ein Zufall, ein „Heilungstext“ im Mittelpunkt. „Und Jesus heilte alle Kranken“, schreibt Markus (1,34). Eigentlich eine coole Aussage, gerade für meine Situation. Das Problem ist die Zeitform: Imperfekt. Und das gleich in doppelter Hinsicht. Erstens hat Jesus sein Projekt nicht zu Ende gebracht – Kranke gibt es immer noch, leider. Vor allem aber: Seine Taten spielen in der Vergangenheit. Was aber sind sie wert, wenn sie nicht heute real werden?
Nun streiten sich die Gelehrten, ob Markus nicht doch meinte: „Jesus heilte viele Kranke.“ Der griechische Text ist hier nicht ganz eindeutig. Und auch was er unter „heilen“ verstand, ist keineswegs so klar, wie es auf den ersten Blick aussieht.
Um das aber umfassender zu reflektieren, braucht es schon eine Predigt. Zum Beispiel am kommenden Sonntag. Zum Beispiel in der Kirche am Markt in Niendorf. Herzlich willkommen.
P.S. Wegen des Risikos einer Infektion werde ich diesmal, ganz gegen meine Gewohnheit und Intention, nicht am Ausgang stehen und die Gemeinde verabschieden.
Ich bin morgen und übermorgen in Gedanken an Ihrer beider Seite!
Ganz herzliche Grüße aus Leipzig!
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Es war wunderbar, Dich in der Predigt heute „live“ erleben zu dürfen. Danke für die schönen wie nachdenklich stimmenden Worte. Und dass das Thema für Dich ganz besonders im Blickpunkt Deines augenblicklichen Lebens steht, brauche ich nicht weiter auszuführen.
Viele Fragen bleiben offen: Was ist „Krankheit“? Hier lassen sich verschiedene Ebenen lokalisieren – Körper, Psyche und Seele. Was bedeutet „Heilung“? Ist die Genesung von einer körperlichen Krankheit gemeint oder geht es um das Wiederherstellen der psychischen Gesundheit, einer Alltagsfunktionlität oder auch darum, dass der „erkrankte“ Mensch sich wieder in der Lage sieht, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen auf Basis einer gewachsenen inneren Stärke. Und wie hängen dieses Ebenen zusammen oder auch wie bedingen sie sich?
Jesus heilte nicht alle Kranken und Gott sieht seit dem Bestehen der Menschheit zu, wie Menschen durch Menschen in Kriegen, durch äußere Not wie Hunger und Krankheiten sterben. Und die Frage steht zu recht, ob Jesus nicht alle Krankheiten heilen wollte oder konnte. Oder auch: was wäre, wenn dies wäre? Am Fakt wie „Deines“ Krebses ändert das alles nichts.
Aber Du kannst für Dich entscheiden, wie Du mit diesem Schicksal, Los oder vielleicht auch Auftrag umgehst. – mit diesem weiter zu leben versuchen und zumindest den innerlichen Heilungsprozess stärken. Und Du bist nicht allein, denn viele „Kümmerer“ begleiten Dich und dies tut Dir sicher gut.
Geh mit innerer Stärke die nächsten Schritte, auch wenn der Weg nicht leichter wird. Wir sind und bleiben an Deiner Seite – jetzt erst recht!
PS: Es wäre schön, die heutige Predigt noch einmal nachlesen zu können.
Fühle Dich umarmt! Ralf
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