Wie ich wurde, was ich bin I
Die Diskussion mit Christina neulich auf diesem Blog hat mich auch in meine eigene Vergangenheit geführt. Für eine kurze, aber sehr intensive Zeit war ich in einer evangelikalen Gemeinde aktiv. Mit 15 Jahren kam ich zum „EC“ (Bund für entschiedenes Christentum), der Jugendorganisation der „Gemeinschaft in der Landeskirche“. Dieser Verband hat große Ähnlichkeit mit einer Freikirche, ist aber ein Verein innerhalb der Landeskirche mit eigenen Gemeinden und Predigern.
Es war irgendwie auch eine wilde Zeit. Der Jugendkreis in Süderbrarup wuchs innerhalb von zwei Jahren von 20 auf 60 Jugendliche – fürs platte Land eine enorme Zahl. Die Hälfte von ihnen gehörte zum Jugendchor. Bibelarbeiten und Lagerfeuer, Wochenendfreizeiten und Konzerte bestimmten unser Leben. Wir gründeten weitere Jugendkreise in Ellenberg, Sterup und Toestrup. Pastoren brauchten wir dazu nicht; die waren uns sowieso zu liberal.
Wir gingen für eine Zeltmission in Eckernförde wie die Zeugen Jehovas von Haus zu Haus und fuhren mit einer Gruppe Jugendlicher und Erwachsener drei Wochen nach Israel. Ach ja, zur Schule gingen wir auch. Dort trafen wir uns im Schülerbibelkreis zum täglichen Gebet und lieferten uns ideologische Diskussionen mit den Mitschülern von der KPD/ML.
Uns bewegten die großen Fragen, die nach Gott, dem Leid und dem Sinn des Lebens. Wobei die Antworten schon feststanden. Sie standen ja in der Bibel, die wir wörtlich nahmen, und mussten nur noch erklärt, differenziert und übertragen werden in den täglichen Lebensstil. Auch hier gab es wenig Spielraum. Alkohol? Eigentlich nicht. Rauchen? Eigentlich auch nicht. Sex vor der Ehe? Nein!! „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.“ (Galater 5,22) Das war gar nicht so leicht umzusetzen.
Im Nachhinein glaube ich, dass ein wesentlicher Grund für mein Engagement die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft war. Mein Selbstvertrauen damals war überschaubar, und im Umgang mit anderen fühlte ich mich eher unsicher. Die Gruppe gab mir Anerkennung, die Botschaft die Antwort auf die Fragen, die ich als Jugendlicher hatte.
Nicht alle Fragen konnten allerdings vollkommen geklärt werden. Die Widersprüche in der Bibel blieben ein ständiges Ärgernis. Und Jesus hatte zwar gesagt: „Wen der Sohn (also er selbst) frei macht, der ist recht frei.“ (Johannes 8, 36) Doch das Gefühl der Freiheit wollte sich nicht so recht einstellen.
Diese Anfragen sollten eine weitreichende Wirkung entfalten, als ich mit gerade 19 Jahren anfing, Theologie zu studieren.
3 Gedanken zu “* Begegnung mit der Vergangenheit”