Wenn wir mit der Familie essen gehen, ist die Auswahl des Restaurants gar nicht so einfach. Wir sind fünf Personen, und es gibt unter uns Veganerinnen, Vegetarierin und Carnivore in unterschiedlicher Konsequenz und Abstufung. Meistens ist das Angebot für Vegetarier – und Veganer sowieso – recht übersichtlich. Das gilt übrigens auch für Buffets bei kirchlichen Festen.
Vor ein paar Tagen waren wir deshalb zum ersten Mal im Vegan Eagle in Langenhorn, und ich muss sagen: Es schmeckte ziemlich gut, und satt wurde ich auch. Das Gespräch drehte sich bald um unsere Essgewohnheiten, und ich begann über meine ethischen Einstellungen nachzudenken.
Denn unsere vegane Fraktion hatte gute Gründe: Das Leiden der Tiere, der ökologische Fußabdruck, Gesundheit. Meine Rechtfertigung klang da eher nach: Fleisch zu essen, das war schon immer so, es macht Spaß und ich darf das. Bei Harley-Fahrern, die ihre Maschinen aufdrehen, verabscheue ich diese Argumentation.
Ok, ganz so einfach mache ich mir es natürlich nicht. Ich glaube aber, dass sich vieles regelt, wenn wir konsequent Biofleisch essen würden – schon über den Preis. Daraus würde dann eine ausgewogenere Ernährung folgen. Kükenschreddern und Tiertransporte gehen dann schon mal gar nicht. Aber auch auf dem Biohof werden Kühen die Kälber weggenommen, das Tierwohl wird oft den ökonomischen Zwängen untergeordnet, und am Ende werden alle Tiere sowieso getötet.
Und da denke ich: Ja, so ist es. Ich bin auf einem Hof aufgewachsen. Tiere, die auf dem Bauernhof leben, sind Nutztiere und dazu da, dem Menschen als Nahrung zu dienen. Und zum Spaß kann man sich Haustiere halten. Man soll Tiere nicht unnötig quälen. Aber sie sind keine Menschen.
Ich kann den Unterschied zwischen Mensch und Tier nicht schlüssig begründen, weder mit der Biologie noch mit der Theologie. Ich kann nur sagen: So bin ich aufgewachsen, das ist für mich natürlich.
Reicht das?
Das Beitragsbild stammt von Pixabay, das Bild im Text von der Webseite des Vegan Eagle (c) Hannah Elser
Gefühlt reicht mir das nicht. Denn mit dem Argument, so war es, so ist es, können wir uns nicht weiter entwickeln. Allerdings bin ich leider nicht konsequent. Wir essen sehr wenig Fleisch. Höchstens einmal im Monat. Und dann Bio Fleisch. Nur leckere Grill Würstchen haben wir noch nicht gefunden. Fest steht, dass ich Veganer oder Vegetarierin wäre, müsste ich selbst töten. Und da haben wir die Inkonsequenz. So wie gegen Klimawandel wettern und dann in den Urlaub fliegen. Gegen Pestizide in der Landwirtschaft sein und nicht alles Bio kaufen. Manchmal macht mich das ganz krank. Aber es ist auch eine Frage des Geldbeutels. Die Antwort ist auf jeden Fall, weniger ist mehr. Und meine große Hoffnung ist, dass viele Menschen umdenken und bewusster konsumieren. Dann wären wir schon alle einen Riesenschritt weiter.
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Liebe Claudia, Du hast Recht – da bleibt immer eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Besonders wenn wir so hohe Ansprüche haben. Ob Handy (Rohstoffe!) oder Auto, Urlaub im Ausland, Heizen bis zur Wohlfühltemperatur oder Kleidung von H&M – immer beteiligen wir uns am Raubbau an der Natur, an Pflanzen, Menschen und Tieren. Wir müssen uns entscheiden, wo wir konsequenter sind als anderswo. Und Mitleid mit den Tieren zu haben ist auch Gefühlssache. Ich finde ja, ohne es wirklich begründen zu können: Tiere sind Tiere und Menschen sind Menschen. Und dass (manche) Tiere dazu da sind, um gegessen zu werden, halte ich einfach für „natürlich“.
Ethik scheint sehr davon beeinflusst zu sein, wie man aufgewachsen ist.
Herzlichst, Erik
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Lieber Erik,
das Thema beschäftigt mich auch – besonders, seit ich von den Entwicklungen in Eurer Familie weiß in puncto Essen. Eigentlich müsste ich also mit Deinen Töchtern reden 😉 Ihre Argumentation kann ich auch gut nachvollziehen, sehe mich aber als Nicht-so-oft-aber-gern-Fleisch-Esserin nicht ausschließlich in der Defensive. Mir fällt des öfteren der Begriff der „gesunden Mischkost“ ein, mit dem ich aufgewachsen bin. Mag sein, dass das aus einer Zeit stammt, in der die Bedingungen der Lebensmittel-Herstellung noch nicht ganz so furchtbar waren wie heute. „Bio“ ist bestimmt ein guter Ansatz, aber eben auch teuer. Neulich sprach ich mit einem „konventionellen“ Landwirt, der Schweine züchtet, und er legte mir ans Herz „Kauft Bio, dann bedienen wir das auch. Wir produzieren für den Markt, und solange kein Bio verlangt wird, rechnet sich das nicht.“ Daraus will ich lernen!
Am Samstag gab es im Hamburger Abendblatt einen Artikel über vegane Ernährung bzw. ihre potentielle Gefährlichkeit für Kinder und Säuglinge. Ein Altonaer Kinderarzt sagt z.B. laut Abendblatt, „wer sich vegan ernähren wolle, müsse sich sehr gründlich damit auseinandersetzen, um keinen Schaden davonzutragen und die fehlenden Substanzen in Form von Tabletten oder Supplementen zu sich nehmen, sagt Burmester. Und zum Thema „vegan ist gesund“ meint er, eine Ernährung, bei der man dem Körper Stoffe, die er brauche, künstlich zuführen müsse, könne nicht gesund sein.“
Das leuchtet mir ein, auch wenn ich weder Kind noch Säugling bin.
Jetzt gehe ich zum Mittagessen – mal sehen, was es gibt… Auf Eier verzichte ich wohl erstmal…
Herzliche Grüße
Heidrun
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