3. Teil der Reihe. Die ersten beiden über Gott und Jesus findest du hier und hier.
Der Heilige Geist ist eine schillernde Persönlichkeit. Jesus sagte ja schon, dass er weht, wo er will. Und er ist unsichtbar. Viele Menschen wissen ziemlich wenig mit ihm anzufangen.
Pfingsten ist sein Fest. Damals, so heißt es in der Bibel, ist er zum ersten Mal auf Christinnen und Christen übergesprungen. Ein Brausen sei zu hören, Feuerzungen über den Köpfen zu sehen gewesen. Und die Predigt wäre von allen Menschen auch in anderen Sprachen verstanden worden. Eine fremde Welt.
Sicher: Der Open-Air-Gottesdienst am Pfingstmontag in Niendorf war auch in diesem Jahr wieder ein wunderbarer Event. Intensive Gespräche, schönes Wetter, und eine entspannte Gemeinschaft verschiedener Konfessionen. Das atmete schon einen besonderen Geist. Aber war es auch der Heilige?
Dafür spricht die Aufzählung die uns Paulus in seinem Brief an die Galater präsentiert: „Der Geist dagegen bringt als Ertrag: Liebe, Freude und Frieden, Geduld, Güte und Großzügigkeit, Treue, Freundlichkeit und Selbstbeherrschung“ (Kapitel 5, 22-23). Von diesem Geist war am letzten Montag tatsächlich eine Menge zu spüren. Deshalb lohnt es sich auch unbedingt, sich den Pfingstmontag 2018 schon einmal zu merken. Denn davon können wir gar nicht genug bekommen.
An anderer Stelle legt Paulus dagegen als Wirkungen des Geistes den Schwerpunkt mehr auf individuelle Fähigkeiten: Weisheit, Erkenntnis und Glaube, aber auch die Gabe der Heilung durch Auflegung der Hände, Wunder tun, Zungenrede (eine besondere Form der unverständlichen Rede in der christlichen Gemeinde) und deren Auslegung. Gerade diese letzten „Gnadengaben“ sind für die „Charismatiker“ oder „Pfingstler“ – eine Konfession, die besonders in Lateinamerika und Afrika rasant wächst – der Ausweis von wahrem christlichem Glauben. Und das ist so gar nicht meine Welt. Ich habe schlicht keine Erfahrungen mit dieser Art von Wundern, in denen dann oft auch der Exorzismus oder die „Austreibung böser Geister“ eine Rolle spielen.
Da ist mir die Unterscheidung der Geister bei Ignatius schon näher. Der gute Geist Gottes tröstet, sagt er, und wird „als Gleichklang empfunden, als Freude, als Ermunterung, als Identitätsgefühl … Wenn nun unser Leben auf Gott ausgerichtet ist, dann bringt uns ein ‚guter‘ Geist Friede, Freude und Ruhe“. Und in dieser Ruhe liegt die Kraft (Konfuzius): Ich bin bei mir selbst, habe meine Lebensaufgabe erkannt und kann sie verfolgen, in aller Gelassenheit und Zielstrebigkeit.
In Bingen habe ich seinerzeit, am Anfang der Exerzitien, über den Geist geschrieben: „Gott in action. Setzt das Herz in Brand. Treibt zum Guten und zum Kampf gegen das Böse.“
Ich glaube, dass der Heilige Geist zwar etwas Besonderes, aber nichts Übernatürliches ist. Er wirkt dort, wo ich Trost empfange. Wo ich Ruhe finde und erkenne, was für mich wirklich wichtig ist. –wo ich den Weg sehe, den ich gehen soll und die Aufgabe tun kann, von der ich instinktiv weiß, dass es meine Aufgabe ist. Wo das Schwere leicht wird und das Komplizierte einfach.
Und das ist dann schon so besonders, dass es fast übernatürlich ist. Eben der Heilige Geist.
Ganz ehrlich: der Heilige Geist war für mich immer etwas sehr Abstraktes – wie soll ich ihn „greifen“, was sagt er mir – was ist seine „Stellung“, was sind seine Aufgaben und Funktionen, mal neuhochdeutsch betrachtet, in dieser Dreierkonstellation von Gott, Jesus und diesem selbst?
So wirklich klar wird und ist mir dieses immer noch nicht. Was macht die besondere Rolle dieses Heiligen Geistes aus? Wofür ist er gut? Was unterscheidet ihn von den beiden Erstgenannten? Darüber würde ich gern noch mehr hören!
Wenn Paulus – so wie zitiert – vom Ertrag bzgl. des Heiligen Geistes spricht, dann sind das für mich ganz positive Werte, die mir wichtig sind und denen ich bemüht bin zu folgen. Und wenn es dann an anderer Stelle um die individuellen Fähigkeiten geht, einverstanden. Auch diese sind mir in meinem Leben erstrebenswert.
Einerseits wird mir der Heilige Geist so endlich konkreter und nachvollziehbarer. Dank dafür! Und die Verbindung mit Pfingsten – dieser in der „Hauptrolle“ – scheint mir auch fassbar. Ist der Heilige Geist so der Werte- oder Kompetenzenkanon, aus heutiger Zeit betrachtet, als eine seiner Rollen?
Andererseits scheint er den Menschen „Botschaften“ zu überbringen, er schüttet etwas aus, so diese bereit sind, diese Botschaft zu empfangen, scheint alles gut. Dass dies nicht immer gelingt, ist ein bekanntes Sender-Empfänger-Problem auch unter Menschen und trübt die Freude. Es braucht Sensibiltät, Empathie, Neugier und vielleicht noch anderes mehr, so dies wirklich zum Erfolg führt.
Natürlich erinnere auch ich mich an Situationen, wo ich urplötzlich Empfindungen und Eingebungen hatte, die mich sehr verwunderten. Und trotzdem frage ich mich – wer „sprach“ da mit mir – der Heilige Geist, Jesus oder Gott? Im Ergebnis betrachtet war/ ist es mir wurscht. Dass, was da auch mit mir passierte, so ich mich dann „öffnete“ für das zunächst „Befremdliche“, war gut und hilfreich in meinem Leben. Andere Meinungen würden hier vom Übersinnlichen sprechen, einer Gabe, die wir Menschen wohl zunehmend in heutiger Zeit verloren haben,
Mir bleiben Fragen offen, auch wenn sich Einiges mehr erhellt hat. Wer erweitert meinen Horizont?
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Einfach macht es einem der Heilige Geist wirklich nicht. Für mich ist er vor allem der gute Geist in allem, der Glaube, Hoffnung und Liebe fördert und Trost spendet. Und damit erinnert er mich an das, was wir Westler gerne als „gutes Karma“ bezeichnen.
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