Den Austausch fördern

Kirche im Dialog (5). Siehe Themensuche

Um mit Menschen außerhalb der Kirche in einen Dialog treten zu können, müsste man ja eine gemeinsame Sprache finden. Doch die religiöse Mundart verschwindet langsam. Manche Wörter werden gar nicht mehr verstanden oder bekommen eine andere Bedeutung. Wenn ich etwas fürs Wochenblatt geschrieben habe, sollte es ausdrücklich „nicht so kirchlich oder pastoral“ sein.

Die Kirche hat in den letzten Jahrzehnten viel dafür getan, „gegen den Trend zu wachsen“. Trotzdem bewegt sich die Kirchenmitgliedschaft unaufhaltsam auf die 20%-Marke zu. Damit sind wir nicht mehr die bestimmende Kraft in der Gesellschaft, sondern eine unter vielen religiösen und quasireligiösen Gruppen. Und alle bilden ihre eigene Sprache und ihre eigenen Rituale: Moslems und Säkulare, Rechtspopulisten und High Performer. Es bilden sich Communities um Fußball und Fitness, Kochen und Computerspiele.

In dieser Gesellschaft muss die Kirche ihre Rolle erst noch finden. Dazu hat Dietrich Bonhoeffer schon vor über 70 Jahren geschrieben: „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist … nicht herrschend, sondern helfend und dienend. Sie muss den Menschen aller Berufe sagen, was ein Leben mit Christus ist, was es heißt, ‚für andere dazusein‘… nicht durch Begriffe (!), sondern durch ‚Vorbild‘ bekommt ihr Wort Nachdruck und Kraft.“ Vielleicht kommen wir jetzt erst dort an, wo Bonhoeffer uns schon damals sah.

Auf der einen Seite Vorbild sein und auf der anderen helfen und dienen. Eine wichtige Aufgabe könnte sein, den Austausch zwischen den unterschiedlichen Gruppen und Communities anzuregen und zu fördern. Kirche im Dialog – ein wenig anders interpretiert.

Dafür würde ich mich selbst gerne einsetzen, wenn es meine Kraft, Zeit und Gesundheit zulassen.

3 Gedanken zu “Den Austausch fördern

  1. Friedhelm Berg schreibt:

    Mir geben die Beiträge immer einen positiven Anstoß. So auch dieser. Daher vielen Dank.

    Als ich jung war, sang ich gerne ein Lied von dem mir noch zwei Strophen im Ohr geblieben sind:
    „Die Welt ist ein stiller Ozean in dem alle Menschen ertrinken. Doch deine Gnade und Liebe rettet die Menschheit.“
    Und von Frankreich wo ich eine Zeitlang lebte erinnere ich das (Kirchen?)Lied: „Il est venue donner la paix á ceux qui cherche la vérité.“ (Er ist gekommen den Frieden zu geben, denen, die nach der Wahrheit suchen)
    Jemand sagte mal, die Religionen der Welt bräuchten nur eine kleinen Satz in ihren „Kanon“ aufzunehmen, es würde nichts dadurch an ihrer Ausrichtung, ihren Anschauungen sich ändern, aber es würde für die Welt einen großen Unterschied ausmachen:

    Wenn du nach dem Tod in den Himmel kommen willst, muss du den Himmel vorher auf Erden schaffen.

    Die Religionen würden zusammenkommen und wetteifern, wer mehr Gutes tun kann. Wir haben eine wunderbare Erde geschenkt bekommen, mit reinem Wasser, frischer Luft und unermeßlich viel Schönheit. Ein kleines Dankeschön wäre, alles zu tun diese Schöpfung zu bewahren wie wir sie vorgefunden haben.
    Ich habe eine Freundin, die in der Hudtwacker Straße in HH wohnt, nur zur Straße lüften kann. Als Nichtraucherin atmet sie täglich so viel Schadstoffe ein wie ein Kettenraucher mit 50 Zigaretten am Tag. Und was ist den kleinen Kindern und Babies die in solchen Straßen aufwachsen?
    Im Deutschlandfunk hörte ich neulich einen Beitrag über Martin Luther und dass er das Wort Nächstenliebe erfunden oder geprägt hat. Da gibt es sicher noch viel zu tun, ich war neulich nach langer Zeit auf der Reeperbahn und erschrocken wieviel Obdachlose – auch Frauen – auf der Straße campieren, wie verwahrlost und heruntergekommen auch in den Nachbarstraßen alles ist.

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  2. Ute Klingwort-Finster schreibt:

    Die Kirchen sind leider sehr lasch und bequem (geworden?). Oder ängstlich bemüht, nicht anzuecken? Wieso eigentlich? Sind sie von der Politik abhängig oder fehlt es ihnen an Phantasie, an Ideen, an Energie? Sind sie zu sehr mit ihrem Niedergang beschäftigt (verglichen mit den Zeiten der „Volkskirche“ sind ja 20% Mitglieder ein Witz).
    Ich wünsche mir so sehr eine selbstbewusste, kritische Kirche, die mit Paukenschlägen uns alle aus dem Schlaf der Gerechtigkeit, des Selbstmitleids, der Bequemlichkeit aufweckt.

    Ja, Bonhoeffer war seiner Zeit weit voraus. Ich fürchte auch, dass die Kirche ihre neue, in unsere Zeit passende Rolle noch gar nicht gefunden hat. Andererseits handeln sehr viele Menschen im Sinne der christlichen „Nächstenliebe“, zum Beispiel in der Flüchtlingshilfe, ohne dies an die große Glocke zu hängen. Ist es vielleicht ein gutes Zeichen, dass in unserer Gesellschaft solidarisches Handeln, der Einsatz für arme Menschen (Obdachlose, Geflüchtete, „Abgehängte“ aller Art) für so selbstverständlich und richtig gehalten wird, dass man es gar nicht mehr „christlich“ nennt? Nach meiner Wahrnehmung ist eine Säule in unserer Gesellschaft – neben den verschiedenen Sozialleistungen staatlicherseits – die Initiative zahlreicher Organisationen und Einzelner. Beispiele: die Tafeln, der Mitternachtsbus, die Kleiderkammern, die regelmäßigen Treffen für Flüchtlinge…

    Parallel dazu braucht die Kirche aber eine zeitgemäße Sprache, um für Jesus zu „werben“. Ein Projekt für die nächsten 100 Jahre?

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  3. Friedhelm Berg schreibt:

    … braucht die Kirche aber eine zeitgemäße Sprache…

    Sehr gut! Richtig und wichtig! Auch für das zeitlose Thema, dass das Leben immer auch als eine Vorbereitung auf den Tod gelebt werden sollte. Jeder Mensch ist einzigartig und sein Aus-der-Welt- Scheiden sollte es ebenso sein. Dass das so wird liegt in seinem Bemühen. Wunderschön ausgedrückt in diesem Gedicht von Rilke:

    OH HERR, GIB JEDEM SEINEN EIGNEN TOD:
    Oh Herr, gib jedem seinen eignen Tod.
    Das Sterben, das aus jenem Leben geht,
    darin er Liebe hatte, Sinn und Not.

    Denn wir sind nur die Schale und das Blatt.
    Der große Tod, den jeder in sich hat,
    das ist die Frucht, um die sich alles dreht.

    Vor dem Tod liegt das Leben und Gottes Auftrag an den Menschen bei aller „Schönheit und Schrecken“ nicht von ihm loszulassen. Rilke:

    GOTT SPRICHT ZU JEDEM
    NUR, EH ER IHN MACHT

    Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht,
    dann geht er schweigend mit ihm aus der Nacht.
    Aber die Worte, eh jeder beginnt,
    diese wolkigen Worte, sind:

    Von deinen Sinnen hinausgesandt,
    geh bis an deiner Sehnsucht Rand;
    gib mir Gewand.

    Hinter den Dingen wachse als Brand,
    dass ihre Schatten, ausgespannt,
    immer mich ganz bedecken.

    Lass dir alles geschehn: Schönheit und Schrecken.
    Man muss nur gehn: Kein Gefühl ist das fernste.
    Lass dich von mir nicht trennen.
    Nah ist das Land,
    das sie das Leben nennen.

    Du wirst es erkennen
    an seinem Ernste.

    Gib mir die Hand.

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