Kirche im Dialog (2). Siehe Themensuche
Eine der ersten Reaktionen auf das neugegründete Werk der Nordkirche kam vom Säkularen Forum. Der epd (Evangelische Pressedienst) war sofort angetan: „In Zeiten zunehmender weltanschaulich und religiös motivierter Radikalisierung sei ein respektvoller Gedankenaustausch zwischen den verschiedenen Bekenntnissen Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben, sagte der Vorsitzende Helmut Kramer.“
Prof. Kramer machte im Hamburger Abendblatt (Leserbrief vom 8.3.2017) aber auch gleich deutlich, dass Kirche und Forum Welten trennen: „Die Gründung von ‚Kirche im Dialog‘ ist begrüßenswert. Wer aus der Kirche austritt, ist damit aber nicht konfessionslos, sondern konfessionsfrei.“ Wer konfessionslos sagt, meint: Den Anderen fehlt etwas. Wer konfessionsfrei sagt, meint: Die Anderen haben etwas zu viel. Nämlich Religion. Ob man auf der Basis wirklich zueinander kommt?
Und Kramer geht mit viel Skepsis in den „Dialog“: „Wenn die Kirche tatsächlich bereit wäre, in einen Dialog mit säkularen, konfessionsfreien Menschen einzutreten, müsste sie von dem Alleinvertretungsanspruch der Offenbarungsreligionen Abstand nehmen und auch kirchenfernen Menschen das Recht auf alternative Vorstellungen von Sinn und Werten zugestehen.“ Ups, da hat der Herr wohl ein paar tausend Veröffentlichungen der Kirche zum Thema Toleranz in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht wahrgenommen.
Ich habe mir mal die Forderungen des Säkularen Forums Hamburg angeschaut und den Eindruck gewonnen: Die wollen nicht nur eine Gleichberechtigung mit den Kirchen im öffentlichen Leben, sie wollen die Religion insgesamt zurückdrängen und Säkularität zur leitenden Weltanschauung machen.
Ok, der Dialog ist eröffnet.
Ich meine, wir sind alle Menschen und wenn die Betonung auf den Gemeinsamkeiten liegt, sollte ein Zusammenkommen nicht nur möglich sondern für jeden erfüllend sein. Wir haben doch nur uns, noch haben wir keine Marsmenschen oder Ufolebewesen mit denen wir Austausch und Spaß haben könnten. Hier ein kurzer Exkurs über das Wesentliche das wir alle teilen:
„…in der Ramayana wurde Yukteswar gefragt:
„Was ist das Unglaublichste, das Bemerkenswerteste, was es gibt?“
Das war die Frage.
Y.s Antwort: Der Mensch ist sehr bemerkenswert.
„Und warum ist er bemerkenswert?“…
***
…Bemerkenswert nicht im positiven Sinne, sondern eigenartig. Sonderbar. Y. sagt: weil jeder Mensch weiß, dass er eines Tages sterben wird. Die Menschen wissen, dass sie eines Tages sterben werden, aber sie leben so, als wären sie unsterblich.
Auf Englisch nennt man das „strange“, eigenartig. Denn wenn es total klar ist, dass jeder Mensch eines Tages sterben muss, die Welt verlassen muss, und wo man dann hinkommt, werde ich nicht sagen. Wir brauchen also nicht die hinduistische, moslemische oder christliche Vorstellung zu bemühen.
Ich spreche nicht davon, wo derjenige dann hinkommt, sondern von der Tatsache, dass der Mensch sterben muss, dass er gehen muss.
Aber wie verbringen wir unser Leben? Darüber machen wir uns keine Gedanken.
Wir denken, wir sind jung. Wir werden dies tun, wir werden jenes tun, ich muss dies noch tun, ich muss das noch tun. Aber wer wird das dem Tod erklären?…
Der Tod hat deine Nummer. Und dass er deine Nummer hat, hat nichts damit zu tun, ob du jung oder alt bist. Wenn deine Nummer an der Reihe ist, kommt der Tod und holt dich.
Der Mensch denkt, dass er irgendwas tun kann, um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Aber das ist nicht so. Das ist nicht der Fall… „
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Die Forderungen des Säkularen Forums verstehen sich offenbar bewusst als Gegensatz zu den Werten des Christentums und scheinen diese als Feind der Moderne zu erkennen. Deshalb soll der Fachbereich Theologie an der Universität durch Religionswissenschaft abgelöst werden, deshalb wird der Religionsunterricht in evangelischer Verantwortung abgelehnt, deshalb werden in Pro-Kontra-Manier die Menschenrechte gegen christliche Tugenden wie die „Demut“ gestellt.
Alles leicht durchschaubar und undifferenziert. Richard Dawkins und sein „Gotteswahn“ lassen grüßen…
Wie man sich als Kirche, als Christenmensch, gegen diesen modernen Trend wehren kann, scheint mir die Aufgabe der Zukunft zu sein. Dass es sich bei den Anwürfen aus „fundamentalistisch“ atheistischer Richtung nicht um eine Eintagsfliege handelt, ist klar. Ich bin ratlos bzw. suche Mitstreiter für die gute Sache – damit meine ich alles, was an unserem christlichen Glauben erhaltenswert ist. Das scheint mir sehr viel zu sein, aber es ist ganz offensichtlich schwer zu vermitteln und man schwimmt gegen den Strom. Schade.
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